Ich mache regelmäßig Workshops zu Retrospektiven, Moderation, gutem Feedback, Storyschneiden, Scrum, Lean, Agile, usw. bei verschiedenen Kunden.
Getreu dem Motto „Der, der redet, lernt am meisten!“ haben mich die Teilnehmer meines letzten Workshops mit einem Themenwunsch sehr nachdenklich gemacht!
Aber zuerst ein wenig Kontext…
Während eines Workshoptages begleiten mich zwei Notizflächen. Zu einen das Merkbrett, auf dem alle kurzen Links, Buchreferenzen, Zitate und so gesammelt werden. Zum Anderen das Fragenbrett. Hier können die Teilnehmer während des Workshops Fragen sammeln, die noch beantwortet werden sollen, aber nicht in den aktuellen Kontext passen.
Das obige Bild ist ein Screenshot von genau diesem Fragenbrett, wie es im Rahmen eines Retrospektiven Workshops entstanden ist. Die Frage, die mich wirklich 1 Woche lang beschäftigt, ist folgende:
„Brauchen wir einen professionellen Agile Coach?“
Meine spontane Antwort kam sehr direkt:“Nein, Ihr habt alles was es braucht! Ihr müsst Euch nur trauen, es selbst zu tun.“
In meiner Rolle als Agile Coach glaube ich daran, dass alle notwendigen Kompetenzen für die Arbeit beim Kunden bereits in den Mitarbeitern dort liegt. Ich als Coach sehe mich als „Katalysator“, Moderator und „Energizer“. D.h. ich helfe durch Fragen, Moderationsmethoden und manchmal durch das Schaffen einer passenden Arbeitsumgebung den Mitarbeitern der Kundenfirma bei der Lösung ihrer eigenen Probleme. Mein Ziel ist es, mich über Impulse und Coaching hinaus,„unnötig“ zu machen.
Welche Frage lässt mich nicht los?
Natürlich ist Feedback von Workshopteilnehmenden wie „Kannst Du bitte wieder öfter kommen?“ ein tolles Kompliment, das sich gut anfühlt. Sicherlich freue ich mich, wenn ich durch die Arbeit von heute, die Kunden von morgen sichern kann; ich lebe von der Arbeit als Coach.
Jedoch: Für mich schwingt in der Frage „Brauchen wir einen professionellen Agile Coach?“ eine Opferhaltung mit. Etwas zugegebenermaßen provokativ formuliert lese ich da „Hilfe, wir können uns nicht mehr selbst helfen! Schickt Rettung!“
Ich bin fest davon überzeugt, daß die Lösung einer Problemstellung in einer Firma immer auch in den Beteiligten ruht. Durch meine Moderation und meine Positivität möchte ich einen Rahmen schaffen, in dem genau diese Kompetenzen, die in den Beteiligten ruhen, wieder eingesetzt werden können. Durch meine Außenperspektive kann ich vielleicht auf Lösungswege hinweisen, die den Mitarbeitenden bisher verborgen waren. Ich bin jedoch fest davon überzeugt, dass eine Lösung, die nicht auf die internen Kollegen gründet und von diesen getragen wird, langfristig keine echte Lösung bietet. Deshalb ist unsere Unternehmensvision auch „Positive Kräfte entfesseln!“, denn wir glauben fest an die Kräfte im Kunden.
Die mögliche Antwort…
Einige Teams, die ich kennenlernen durfte, arbeiten im Bereich der Softwareentwicklung mit agilen Methoden und nutzen dort auch „Inspect and Adapt“ sehr erfolgreich. Jetzt bedarf es ein wenig mehr Mut, um nach diesem Prinzip auch Organsationsfragen, Prozessprobleme und Konflikte anzugehen. An dieser Stelle möchte ich allen Mitarbeitenden, Moderatoren, Coaches, Führungskräften Mut zusprechen, das einfach mal zu probieren. Der Mensch ist so wunderbar und so komplex, dass niemand vorhersagen kann, wie sich Veränderungen am Sozialen System auswirken. Hier helfen kleine vorher formulierte Experimente.
Traut Euch! Legt los!
Niemand kennt Eure Fragestellungen und Euren Kontext so gut wie Ihr selbst. Macht einen Schritt zurück und nehmt eine neue Perspektive zu dem Problem ein.
Welche Experimente würden welche Erkenntnisse bringen?
Wer aus dem Team hat eine andere Meinung dazu?
Welche leichte Lösung könnte leicht ausprobiert werden?
Was macht der Coach dann?
Der Coach kommt dann immer noch mehr oder weniger regelmäßig vorbei, hilft Euch mit seinen Fragen bei der Neubewertung Eurer Situation. Vielleicht bringt er auch einfach frischen Wind in die Sache und neue Inspiration in die Teams (hier die Frage „Wie schaffst Du es so positiv zu sein/zu bleiben?) Das machen wir Coaches gerne!
Wenn Ihr noch Fragen habt, einen Workshop wünscht oder auf der Suche nach Inspirationen von Außen seid, könnt Ihr gerne Kontakt zu uns aufnehmen. Schreibt uns einfach eine E-Mail. Wir lösen Euer Problem nicht – aber wir helfen Euch, es selbst zu lösen!