Nur eine Sache hilft gegen den Stillstand: Mut
Letzte Woche schrieb mir mein Cousin eine Postkarte (Danke!):
„Hinfallen, aufstehen, Krone zurechtrücken und weitergehen“
Dieses und ähnliche Motive kenne ich seit vielen Jahren. Dieses Mal ist mir die Unvollständigkeit der Message klar in die Augen gesprungen.
Was fehlt ist die initiale Energie, die zum Loslaufen benötigt wird. Abstrakter formuliert fehlt auf der Postkarte der Mut, um sich dem Risiko des Hinfallens auszusetzen.
Mein Cousin baut gerade sein KnowHow in Survival Methoden aus und plant selbst ein Wochenende im Survival Modus zu verbringen. Sehr sicher wird die Vorbereitung und das Wochenende selbst erfüllt sein mit Momenten, in denen das Bild vom „Hinfallen, zurechtmachen, Weiterlaufen“ passen wird. Einzig durch den Mut sich dieser Situation auszusetzen entsteht allerdings die Chance diese Erfahrungen überhaupt zu machen.
Nicht anders verhält es sich im agilen Produktumfeld. Agilität in der Produktentwicklung schließt „Hinfallen, Zurechtmachen, Weiterlaufen“ ganz sicher ein. Jedoch ist Mut der zentrale Wert, ohne den viele der bekannten agilen Methoden und Prinzipien ihren Nutzen nicht entfalten können.
Wenn wir als Team nicht in Experimente gehen, wenn wir nicht mit der Umsetzung starten, wenn wir unsere Zwischenergebnisse nicht mit dem Kunden teilen… dann fällt unsere Retrospektive ins Leere, unser Teamentwicklung wird zu einer leeren Hülle und der Kundenaustausch wird zum SmallTalk.
Genau deshalb arbeiten viele agile Teams mit MVPs, mit Experimenten, mit sehr kleinteiligen Stories (die zusammen ein riesiges Ganzes ergeben können) und mit engmaschigem Feedback.
Was aber können wir als Coaches oder Teammitglieder tun, wenn es scheinbar an der einen oder anderen Stelle an Mut mangelt? Wenn trotz der genannten Methoden „nichts voran“ geht?
Ein direkter und offener Dialog über bewusste und bekannte Risiken kann ein toller Einstieg sein. Wenn das Vertrauensverhältnis das zulässt, möchte ich anregen auch über die persönlichen Risiken und Ängste zu sprechen. Bei vielen meiner Klienten ist die Angst vor einem Problem größer als das Problem selbst. Der offene Austausch sorgt für gegenseitige Wahrnehmung und den Austausch von möglichen Lösungen. Ein zu tragendes Risiko ist leichter, wenn es auf mehreren Schultern lastet.
Als Einstiegsfragen möchte hier folgende Vorschläge machen, wobei ich sicher bin, dass Ihr selbst noch bessere und für Euren Kontext passendere Fragen findet:
- Was hält uns vom nächsten Schritt im Projekt ab?
- Was können wir tun, um das neue unbekannte Gebiet zu sondieren?
- Wer hat eine ganz andere Perspektive auf das Gebiet und könnte uns Rat schenken?
- Welches kleine Experiment wäre aussagekräftig?
- Welche Erfahrungen und Skills haben uns in der Vergangenheit in ähnlichen Situationen geholfen?
- Wenn wir diesen Schritt getan haben, wie viel besser ist unsere Situation dann?
Damit, dass Ihr diese Fragen formuliert, habt ihr schon einen mutigen Schritt in die richtige Richtung getan… fühlt sich gut an oder?
„Wer fragt, führt!“ (Götz Werner, aus „Womit ich nie gerechnet habe“)
In meiner persönlichen Erfahrung bleibt am Ende jeden mutigen Schrittes ein sehr lange anhaltendes, gutes Gefühl. Selbst wenn Ihr also nicht das erhoffte Ergebnis bei Eurem Experiment erzielt, könnt Ihr Euch sicher sein, mit den neuen Erkenntnissen ein besseres Gefühl für zukünftige Herausforderungen zu haben.
Schreibt mir eine Mail, dann können wir gerne Eure Fragen zu diesem Thema besprechen!
Armin