Die Positiver Blick Retrospektive: Erfolge feiern und Stärken ausbauen
Als Scrum Team erlebst du wahrscheinlich oft Retrospektiven, die sich hauptsächlich um Probleme drehen: Was lief schlecht? Welche Hindernisse gab es? Was müssen wir ändern? Doch manchmal braucht dein Team genau das Gegenteil – eine Retrospektive, die Energie gibt, Erfolge würdigt und den Blick nach vorne richtet. Hier kommt die Positiver-Blick Retrospektive ins Spiel.
Was macht die Positiver-Blick Retrospektive besonders?
Diese Retrospektiven-Methode basiert auf der Annahme, dass Teams erfolgreicher werden, wenn sie ihre Stärken erkennen, ausbauen und bewusst nutzen. Anstatt Energie in die Behebung von Schwächen zu investieren, konzentrierst du dich darauf, was bereits gut funktioniert und wie ihr diese Erfolge verstärken könnt.
Der Fokus liegt auf drei Kernelementen: Erfolge feiern, Stärken identifizieren und eine positive Roadmap für die Zukunft entwickeln. Diese Herangehensweise motiviert das Team, stärkt das Selbstvertrauen und schafft eine konstruktive Atmosphäre für Veränderungen.
Der Ablauf der Positiver-Blick Retrospektive
Phase 1: Erfolge sammeln (15 Minuten) Startet mit der Frage: „Was ist uns in diesem Sprint besonders gut gelungen?“ Jedes Teammitglied schreibt Erfolge auf Post-its – sowohl große Meilensteine als auch kleine Fortschritte. Dabei geht es nicht nur um technische Leistungen, sondern auch um gelungene Zusammenarbeit, kreative Lösungen oder persönliche Entwicklungen.
Phase 2: Stärken identifizieren (20 Minuten) Nun fragst du: „Welche Stärken haben zu diesen Erfolgen geführt?“ Clustert die Erfolge und leitet daraus die zugrundeliegenden Stärken ab. War es eure exzellente Kommunikation? Die schnelle Anpassungsfähigkeit? Die kreative Problemlösung? Diese Stärken werden sichtbar gemacht und gewürdigt.
Phase 3: Erfolgsgeschichten erzählen (15 Minuten) Jedes Teammitglied wählt einen Erfolg aus und erzählt die Geschichte dahinter. Wie ist es gelaufen? Wer war beteiligt? Welche Stärken kamen zum Einsatz? Diese Geschichten verstärken das positive Gefühl und machen Erfolgsfaktoren für alle greifbar.
Phase 4: Stärken ausbauen (20 Minuten) Die zentrale Frage lautet: „Wie können wir unsere Stärken noch besser nutzen und ausbauen?“ Entwickelt konkrete Ideen, wie ihr eure identifizierten Stärken im nächsten Sprint gezielter einsetzen könnt. Welche Praktiken wollt ihr verstärken? Welche neuen Möglichkeiten ergeben sich?
Phase 5: Positive Roadmap erstellen (15 Minuten) Zum Abschluss erstellt ihr eine „Success Roadmap“: Was wollt ihr in den nächsten Sprints erreichen, und wie könnt ihr Eure Stärken dafür nutzen? Diese Roadmap gibt eurem Team eine positive Richtung und klare Orientierung.
Warum diese Methode so wirksam ist
Positive Psychologie: Menschen sind produktiver und kreativer, wenn sie sich auf ihre Stärken konzentrieren. Die Positiver-Blick Retrospektive nutzt diesen Effekt systematisch für die Teamentwicklung.
Motivation und Engagement: Anstatt das Team mit Problemen zu demotivieren, verstärkt diese Methode das Gefühl von Kompetenz und Erfolg. Das steigert die Motivation für kommende Herausforderungen.
Selbstwirksamkeit stärken: Wenn das Team seine Stärken bewusst erkennt, wächst das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten. Das führt zu mutigeren Entscheidungen und innovativeren Lösungen.
Positive Teamdynamik: Gemeinsam Erfolge zu feiern schweißt zusammen und schafft eine Kultur der Anerkennung und Wertschätzung.
Wann solltest du diese Retrospektive einsetzen?
Die Positiver-Blick Retrospektive eignet sich besonders gut:
- Nach erfolgreichen Sprints, um den Schwung zu verstärken
- Wenn das Team demotiviert ist und Energie braucht
- Bei neuen Teams, um Stärken zu entdecken und Vertrauen aufzubauen
- Nach schwierigen Phasen, um den Fokus zurück auf das Positive zu lenken
- Vor wichtigen Releases, um Selbstvertrauen zu stärken
Tipps für die erfolgreiche Durchführung
Authentisch bleiben: Erfolge sollten echt und konkret sein. Oberflächliches Schönreden schadet mehr, als es hilft. Konzentriert euch auf tatsächliche Leistungen und Fortschritte.
Vielfalt würdigen: Anerkennt unterschiedliche Arten von Erfolgen – nicht nur die offensichtlichen. Manchmal liegt der größte Wert in der Art, wie jemand ein Problem gelöst oder das Team unterstützt hat.
Konkrete Stärken benennen: Bleibt spezifisch bei der Stärkenidentifikation. „Gute Kommunikation“ ist zu allgemein – besser ist „schnelle und klare Abstimmung bei kritischen Entscheidungen“.
Balance halten: Diese Retrospektive ersetzt nicht die klassische Problemlösung. Nutze sie ergänzend, um eine ausgewogene Sicht auf die Teamentwicklung zu haben.
Nachhaltigkeit sichern: Die erstellte Success Roadmap sollte im nächsten Sprint sichtbar bleiben und regelmäßig reflektiert werden.
Variationen der Methode
Du kannst die Grundmethode an dein Team anpassen: Nutze „Appreciation Cards“, bei denen Teammitglieder sich gegenseitig für besondere Stärken würdigen. Oder erstelle eine „Wall of Fame“ mit den größten Teamerfolgen. Für verteilte Teams funktioniert auch eine „Digital Success Story“, in der Erfolge multimedial dokumentiert werden.
Fazit
Die Positiver-Blick Retrospektive ist mehr als nur eine alternative Methode – sie ist ein Perspektivwechsel. Indem du den Fokus auf Erfolge und Stärken legst, schaffst du eine Grundlage für nachhaltiges Wachstum und eine positive Teamkultur.
Diese Herangehensweise bedeutet nicht, Probleme zu ignorieren. Vielmehr geht es darum, das Team in die beste Verfassung zu bringen, um Herausforderungen zu meistern. Ein Team, das seine Stärken kennt und nutzt, ist besser gerüstet für alle Hindernisse, die der nächste Sprint bringen mag.
Probiere es bei deiner nächsten Retrospektive aus – du wirst überrascht sein, wie viel positive Energie und konkrete Verbesserungsideen entstehen, wenn du den Blick auf das richtest, was bereits funktioniert.