Die fünf besten Fragen für agile Führungskräfte
Zusammenfassung: (TL;DR)
Was bedeutet Führung im agilen Kontext? Ich erkläre kurz meine Position dazu und den Einsatz meiner fünf wirksamsten Fragen für agile Führungskräfte, die immer wieder gute Dienste tun.
- Woran erkennen wir, dass XYZ fertig ist?
- Wunderfrage: Wenn morgen eine Fee kommt und dein Leben besser ist. Was ist dann anders?
- Ist der Feedbackloop geschlossen?
- Wozu?
- Welche Chance steckt in dem Problem?
Es geht mir ja selten so, dass es mich ein kleines bisschen ärgert, wenn meine Emendare Kollegys einen Artikel schreiben. Und… dieses eine Mal hat Karsten mit seinem Artikel mir mein Lieblingsthema und mein Lieblingszitat „Wer fragt, führt!“ von Götz W. Werner „weggeschnappt“. Er legt in seinem Artikel dar, was „Wer fragt, führt!“ im Kontext der Dialogischen Führung bedeutet.
Also durfte ich nachlegen. Nicht zur Korrektur, sondern als Ergänzung aus meiner Sicht.
Was bedeutet Führung im agilen Kontext? Was ist das Besondere an „Agile Leadership“?
Führung im agilen Sinne, ganz ähnlich wie im Kontext der Dialogischen Führung, soll Selbstführung als Ziel haben. Die klassische Führungskraft mit direkter, konkreter Anweisung wird im agilen Kontext nicht sehr wirksam sein. Wir brauchen den Dialog, um bessere Lösungen in komplexen Herausforderungen zu finden. Dazu muss die Führungskraft neue gedankliche Räume zulassen, öffnen und zum Eintreten ermutigen.
Ich möchte hier kurz an ein wunderbares Zitat von Steve Jobs erinnern:
It doesn’t make sense to hire smart people and tell them what to do; we hire smart people so they can tell us what to do.
Die Expertys, die an unserem Problem arbeiten, sollen eine Lösung finden. Also darf ich als Führungskraft Klarheit in das Problem bringen, einen sicheren Raum schaffen und die Weiterentwicklung der Expertys und der Teams begleiten. Ich muss nicht mal an der Lösungsfindung beteiligt sein.
Um diesen Dialog anzufachen helfen Fragen.
(Hatte ich schon ein Zitat von Götz W. Werner erwähnt? Wer fragt, führt!)
Hier eine kurze Zusammenstellung meiner 5 Lieblings-Fragen für agile Führungskräfte:
„Woran erkennen wir, dass XYZ fertig ist?“
Im agilen Umfeld sollten Führungskräfte einen Fokus auf Klarheit und Verbindlichkeit setzen. Mit dieser einfachen Frage kann ich meinen Gesprächspartner oder das Team in die Lage versetzen, um sich über das aktuell anstehende Ziel konkrete Gedanken zu machen. Was muss alles erfüllt sein, damit XYZ fertig ist? Jetzt sammeln wir die Anforderungen und wenige Antworten später haben wir klare Abnahmekriterien. Ab jetzt kann das Team selbstverantwortlich loslaufen und diese selbstgesetzten Abnahmekriterien umsetzen.
Die Frage hilft beim Erreichen persönlicher Ziele und für „ganz normale“ User Stories.
„Wenn morgen eine Fee kommt, welche Veränderung wünschst du dir von ihr?
Ein Klassiker unter den Coachingfragen. Diese Frage öffnet den Dialog über die Themen, die sich im Umfeld des Kollegy aus dessen Sicht ändern sollten. Gefolgt von der Frage „Was kannst Du tun, um diese Veränderung voranzubringen?“ wird das Kollegy in die Lage versetzt sich selbst zu helfen. Wieder ist es meine Aufgabe als Führungskraft nicht die Umsetzung der Lösung voranzutreiben, sondern einen Rahmen zu schaffen, in dem das Mitarbeity sich selbstverantwortlich selbst helfen kann.
„Ist der Feedbackloop geschlossen?“
Immer wieder sprechen Mitarbeitys über andere Kollegen. Mal drücken sie mir gegenüber aus, wie toll die Teamkollegen sind. Mal äussern sie Verbesserungsvorschläge für die einzelnen Kollegys. Meine Aufgabe ist weder der Mittelsmann noch der Beichtvater. Mit der Frage „ist der Feedbackloop geschlossen?“ mache ich den Kollegys deutlich, dass nur sie selbst effektiv Feedback schenken können. Meist kommt dann ein kurzes „Verdammt, mach ich gleich als nächstes. Danke!“
„Wozu?“
Sowohl Sakichi Toyoda (Erfinder von „5 times why„) und auch Simon Sinek („start with why„) benutzen das Wort „why?“. Eine deutsche Übersetzung mit „Warum?“ wäre meines Erachtens ein Übersetzungsfehler. Richtiger passt das deutsche „Wozu?“ Hier wird Orientierung am Ziel, an Wirkung und am Nutzen hinterfragt. Das ist die wirksamste Frage, die ich kenne.
„Warum arbeitest Du hier?“ – „Gutes Essen, trockenes Büro, nette Kollegen.“ ist eine passende Antwort.
“ Wozu arbeitest Du hier?“ – „???“ Jetzt muss die Antwort an der Zukunft ausgerichtet, am Nutzen gemessen und an der eigenen Anspruchshaltung orientiert werden. Eine wunderbare Frage um tiefe Gespräche rund um Ziele, Vision und persönliche Weiterentwicklung voranzutreiben.
„Welche Chancen sind da für dich/uns drin?“
Ja, wir haben einen Fokus auf Probleme, denn üblicherweise werden wir dafür bezahlt, eben jene zu lösen. Dennoch hilft es, immer mal wieder einen Schritt zurück zu tun und sich Gedanken dazu zu machen, welchen Mehrwert das Lösen einer Herausforderung haben kann. Welchen Vorteil hat diese Story für uns als Team? Was können wir im Zuge dessen lernen? Welche Verbesserung können wir als „Kollateralgewinn“ einsammeln?
Jetzt entstehen motivierende Nebenziele, die durchaus in der Lage sind, dem Team das Sprintziel attraktiver und erstrebenswerter zu machen.
Natürlich brauchen solche tiefe Fragen eine funktionierende Vertrauensbeziehung, eine gewissen Offenheit und einen gesunden Dialog. Aber diese fünf Fragen habe ich immer im Gepäck und diese haben mir schon zahllose Male geholfen. Ich kann mir beim besten Willen kein 1 zu 1 Gespräch vorstellen, in dem nicht mindestens eine dieser Fragen gestellt wird.
Probiert es aus!
Falls ich wichtige Fragen für agile Führungskräfte vergessen haben sollte, oder Ihr Fragen zu den Fragen habt, schreibt mir einfach eine E-Mail!