Dialogische Unternehmenskultur – Selbstführung mit Blick auf das Ganze
Die Dialogische Unternehmenskultur ist ein Ansatz, der durch Sinnorientierung und Selbstführung jedes Einzelnen geprägt ist. Teams arbeiten dadurch kreativer und effektiver zusammen. Gerade in Unternehmen, die sich in der agilen Transformation befinden und auf selbst-organisierte Teams mit hoher Eigenverantwortung setzen, trägt die Entwicklung dialogischer Haltungen bei allen Beteiligten entscheidend zum Erfolg bei.
Die Arbeitswelt verändert sich – es braucht Sinnorientierung, Zusammenarbeit und Selbstführung
„Wir leben in einer VUCA-Welt“, liest man häufig in Artikeln und Büchern. Das Akronym VUCA steht für Volatility, Uncertainty, Complexity und Ambiguity und drückt aus, dass viele Vorgänge heute immer unbeständiger, unsicherer, komplexer und mehrdeutiger werden. Tatsächlich lassen sich diese Phänomene an vielen realen Beispielen festmachen. Für die Arbeitswelt bedeutet das, dass althergebrachte Arbeitsformen und Herangehensweisen nicht mehr funktionieren.
Es reicht vielfach nicht mehr, ein Problem einfach zu analysieren und dann die passende Lösung zu planen und umzusetzen. Viele Wirkzusammenhänge lassen sich nicht vorhersehen, sondern erst im Tun feststellen. Das erfordert ständige Aufmerksamkeit und immer wieder Anpassungen und Neuausrichtungen in der Entwicklung von Lösungen. Da dies nicht von Einzelnen zu bewerkstelligen ist, braucht es Sinnorientierung und Selbstführung von allen Beteiligten.
Diese Erkenntnisse haben zur Entwicklung agiler Arbeitsformen (wie Scrum, Kanban oder Design Thinking) geführt, die heute in unzähligen Unternehmen erfolgreich eingesetzt werden. Dabei wurden die Vorteile interdisziplinärer Zusammenarbeit, z.B. in Form cross-funktionaler Teams, erlebbar. Kommen Fachleute unterschiedlicher Disziplinen zusammen, verändert sich nicht nur der Blick auf das Problem, sondern es wachsen auch die Lösungsoptionen.
Dialogische Zusammenarbeit
Doch interdisziplinäre Zusammenarbeit ist kein Selbstläufer. Damit sie gelingt, müssen bestimmte Voraussetzungen gegeben sein. Es braucht gemeinsame Zeit und einen gemeinsamen (digitalen) Ort, an dem Zusammenarbeit und Kommunikation stattfinden können. Teams brauchen Klarheit und Transparenz über das gemeinsame Ziel und die Verantwortlichkeiten und jeder und jede braucht die Fähigkeit zur Selbstführung.
Der Schlüssel liegt in einer Dialogischen Unternehmenskultur. Was heißt das? Dialog ist hier nicht einfach gleichzusetzen mit Kommunikation. Dahinter steckt mehr. Der Begriff „Dialog“ hat alt-griechische Wurzeln. Er setzt sich zusammen aus den Wörtern „dia“ (=durch) und „logos“ (≈Sinn). In der Dialogischen Zusammenarbeit legen wir besonderen Wert auf Sinnverständnis und Sinnorientierung.
Wie entsteht Sinnorientierung?
Zwei Blickrichtungen sind hier wichtig. Zuerst der Blick auf mich selbst:
- Was halte ich selbst im gegebenen Kontext für sinnvoll?
- Warum finde ich es sinnvoll?
- Stehe ich zu dem, was ich sinnvoll finde?
- Bin ich bereit, das auch in die Zusammenarbeit einzubringen?
Der zweite Blick geht in Richtung meiner Mitstreiter:innen:
- Wie stehe ich zu ihnen?
- Bin ich ihnen und ihren Argumenten gegenüber offen?
- Erachte ich ihre Sichtweisen und Aspekte als bedenkenswert?
- Höre ich ihnen wohlwollend zu?
Bringe ich das ein, was aus meiner Sicht sinnvoll ist und gebe auch den anderen die Chance, das zu tun, bin ich auf dem Weg zur Dialogischen Unternehmenskultur.
Selbstführung – auf die Haltung kommt es an
Diese Art zu denken und zu handeln ist nicht anweisbar. Jede und jeder Einzelne kann an seinen Haltungen gegenüber sich selbst (Selbst-Orientierung), den Mitarbeitenden (Du-Orientierung), und neuen Aspekten und Sinnzusammenhängen (Sinn-Orientierung) arbeiten. Die eigenen Haltungen im Blick zu halten und weiterzuentwickeln bedeutet konsequente Selbstführung.
„Dialogische Führung arbeitet an der Frage, wie möglichst viele Mitarbeiter eines Unternehmens oder einer Organisation in eine individuelle unternehmerische Disposition gelangen und wie sie aus einer solchen heraus fruchtbar zusammenarbeiten können.“
Götz W. Werner (1944-2022), Gründer dm-drogerie markt*
Teams aus Menschen, die sich in diesem Sinne selbst führen, sind bereit, Großes zu leisten. Der Nährboden für wertschätzende Kollegialität, rückhaltlose Transparenz, interdisziplinäre Kreativität und zukunftsfähige Entscheidungsprozesse ist damit bereitet. Teams, die Selbstführung entwickeln, bringen alles mit, was es in der VUCA-Welt heute braucht!
Wie komme ich zur Dialogischen Unternehmenskultur?
Der Weg zu Teams, die Dialogische Zusammenarbeit praktizieren, ist ein Prozess, der auf regelmäßiger Reflexion basiert. Ein gemeinsames Grundverständnis des Dialogischen ist dafür genauso Voraussetzung wie der eigenständige Blick jedes und jeder Einzelnen auf die Unternehmensrealität und den eigenen Arbeitsbereich.
Das Ergebnis ist eine Dialogische Kultur, die wie selbstverständlich durch sinnorientierte, zukunftsgerichtete Handlungen geprägt ist und in der sich jedes Individuum als eigenständiger Mensch wahrgenommen fühlt.
Unser Angebot
Unser Weiterbildungsangebot Dialogische Unternehmenskultur für Führungskräfte erklärt dir die Grundlagen des Dialogischen und begleitet in regelmäßigen Reflexionssessions die Einführung und Umsetzung in deinem Unternehmen. Sinnorientierung, dialogische Zusammenarbeit und Selbstführung stehen im Mittelpunkt der Weiterbildung.
Als langjährige Führungskraft und Seminarleiter in der Dialogischen Unternehmenskultur bringt unser Trainer Karsten Röth umfassende Erfahrung und Expertise mit.
Das Angebot richtet sich an Führungskräfte, kann aber auch für einzelne Teams gebucht werden.
* Das Zitat stammt aus dem Geleitwort zur Schrift „Jeder Mensch ein Unternehmer“ von Dr. Karl-Martin Dietz, dem Mitbegründer des Friedrich von Hardenberg Instituts für Kulturwissenschaften Heidelberg. Die Dialogische Führung bzw. Dialogische Unternehmenskultur wurde Anfang der 1990er Jahre vom Friedrich von Hardenberg Institut in intensiver, praxisnaher Zusammenarbeit mit dm-drogerie markt entwickelt.
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Ansprechpartner
Karsten Röth
ist Agile Coach und Dialogiker. Er bringt 16 Jahre praktische Erfahrung als Führungskraft, Seminarleiter und Trainingsentwickler in einer Dialogischen Unternehmenskultur mit.
„Ich bin davon überzeugt, dass dialogische Zusammenarbeit für jedes Unternehmen vom Startup bis zum Konzern ein Gewinn ist, egal in welcher Branche, egal ob klassisch, agil oder hybrid gearbeitet wird. Dabei kommt es auf jeden Einzelnen, seine Haltungen und seine Fähigkeiten zur Selbstführung an!“
Mehr Insights zur Dialogischen Unternehmenskultur
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Hörtipp
Mehr Informationen gibt es im
Agile Team Coaching Podcast
zum Thema „Dialogische Unternehmenskultur und Agile Leadership“.