Feedback mit dem BAHN-Modell
Dieser Artikel erschien am 18.12.2018 im Emendare Impulsletter.
Seit Juli 2016 finden sich die Scrum-Werte im offiziellen Scrum Guide wieder. Mut, Commitment, Fokus, Offenheit und Respekt sind die Werte, die Scrum als Grundlage des täglichen Miteinanders hochzuhalten empfiehlt.
Diese Werte gemeinsam anzusprechen, aufzuschreiben und im Teamraum an die Wand zu pinnen, ist das eine – sie im Team präsent zu haben und täglich zu leben, das andere.
Eines meiner wichtigsten Werkzeuge, um vor allem die Werte Offenheit, Respekt und Mut ins Team zu bringen, ist die Feedbackkultur. Feedback hilft sowohl Einzelnen als auch dem Team sich weiterzuentwickeln. Eine Feedbackkultur entsteht nicht von alleine, sondern erfordert eine behutsame und strikte Förderung.
Wenn sich Teams im täglichen Miteinander für das Thema Feedback und Feedbackkultur interessieren, zeige ich gerne Möglichkeiten auf, um diese im Team zu integrieren. Ein solcher Feedbackworkshop startet in der Regel mit dem Feedback Canvas.
Feedback Canvas – Feedback fürs Team
Der Feedback Canvas oder auch die Feedback-Retrospektive wurde von Fabian Schiller und Dr. Jürgen Hoffmann (Mentos) entwickelt, um sich im Team gegenseitig Feedback zu geben.
Eine detaillierte Anleitung dazu gibt es hier.
Diese Methode kann helfen, die Scheu vor Feedback abzubauen. Der Berg an Dingen, die man schon immer mal sagen wollte, wird abgebaut. Um dem Team nun eine Taktik mitzugeben, eine erneute Anhäufung zu verhindern, folgen zwei weitere Phasen:
Johari Fenster – Wozu gebe ich Feedback
Feedback in und um das Team kann helfen, den Blinden Fleck eines jeden zu erkennen. Ohne einen Spiegel wird man selbst einen Pickel auf der Stirn wahrscheinlich nicht wahrnehmen. Dennoch wird er jedem anderen auffallen. Genauso ist es auch mit Charakterzügen. Nur selten fallen einem diese selbst auf. Wenn jemand in einer Präsentation mit der Wand redet, in Diskussionen ungewollt demotivierend seufzt oder persönlich angreifendes Feedback zu Code gibt, wird das schnell wahrgenommen, jedoch hauptsächlich von anderen.
Feedback ist hier die wohl schnellste Art, den Spiegel auszupacken.
BAHN Modell – Wertvolles Feedback, direkt und unverpackt
„Jedes Mal, wenn wir über Architektur sprechen, glotzt du aufs Handy, das nervt!“
– ernst gemeintes, aber schlechtes Feedback
Die letzte Phase führt zum BAHN Modell von Steffi Krause. Steffi beschreibt hier eine Möglichkeit Feedback zwischen Teammitgliedern zu vermitteln.
B – Beobachtung
A – Annahme
H – Hintergrund
N – Nachfrage
Beginnt man ein Feedback mit „Ich glaube, du hast keinen Bock auf uns“ oder „Dein Code ist wie immer mies“, hat man den Gesprächspartner meist direkt abgehängt. Feedback sollte dazu dienen, gemeinsam Verbesserungspotentiale zu offenbaren und Handlungsspielräume zu erarbeiten. Benutzt man es hingegen als Angriffsmethode, ist der Wert fraglich.
B – Das Bahn Modell startet hier mit der Beobachtung. Diese sollte frei von Interpretationen und Gefühlen formuliert werden. In unserem Beispiel könnte es also heißen „Gestern haben wir im Refinement das Thema Architektur angesprochen. Kurz darauf hast du dein Handy rausgeholt und warst danach nur damit beschäftigt.“
A – „Ich vermute, dass du glaubst beim Thema Architektur nicht mitsprechen zu dürfen oder zu können und du daher deine Zeit wertvoller investieren möchtest.“ Eine positiv formulierte Annahme kann helfen, den Gesprächspartner an sich zu binden und erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass dieser das Feedback akzeptiert.
H – Im Hintergrund formuliert man, warum einem das Geben des Feedbacks so wichtig ist und wie man sich die Zukunft vorstellen könnte: „Diskussionen rund um Datenbank, Testing und Akzeptanzkriterien schätze ich sehr. Ich glaube, dass Dein Input in den Architekturdiskussionen großen Wert stiften könnte!“.
N – „Was könnte ich tun, um dich hier zu unterstützen?“ Eine einfache Nachfrage kann zeigen, dass man nicht allein gelassen wird und der andere einen wirklich unterstützen möchte.
Somit wünsche ich viel Spaß beim Ausprobieren und Feedback fördern. Wir freuen uns über Kommentare, Rückfragen und natürlich Feedback. Selbstverständlich kommen wir auch gerne persönlich vorbei, um das Thema Feedback in euren Teams zu fördern.