Agile vs. Agilis vs. Agere – Was beudeutet „Agil“ eigentlich?
Ein Vortrag von Dr. Oliver Emmler (https://doctoroo.org/) sprach vor einiger Zeit ein interessantes Thema an:
Verschiedene Personen behaupten immer wieder, „Das“ sei nicht agil! Agilität wäre viel mehr „Jenes“.
Doch woher kommt das Wort „agil“ eigentlich selbst? Und bringt diese Herkunft eine Antwort für den Klugscheißer in mir?
Auf meiner Suche stolperte ich über verschieden Wörter, die ähnlich klingen und in der gleichen Familie sind. Diese möchte ich hier für euch beleuchten:
Agilis (lat.) – Eifrig, Schnell
Einer der häufigsten Wünsche von Unternehmen, schneller Produkte zu entwickeln, schneller mit Kundenwert beim Benutzer zu sein. Ohne den Konflikt mit Effizienz und Effektivität zu sehr stressen zu wollen, Agilität hat etwas mit Schnelligkeit zu tun. Je kürzer der Weg zu unserem Kunden ist und je flexibler unsere Arbeitsumgebung ist, desto schneller können wir auch Wert liefern. Es geht darum, Teile des gesamten frühzeitig auszuliefern, um so dem Benutzer einen frühen Vorteil zu geben.
Agile (franz.) aʒil – Beweglich, Gelenkig
Veränderbarkeit eines Produktes, flexible Architekturen und kein schmerzhaftes Wegwerfen. Ein agiles Produkt heißt laut dem Manifest für agile Softwareentwicklung „Änderungen selbst spät in der Entwicklung willkommen“. So selbstverständlich es auch klingt, wirft kein Entwickler gern Teile seines Schaffens nur wenige Wochen nach Vollendung weg. Und doch geht es darum, flexibel zu reagieren und nicht ewig voraus zu planen. In meinen Trainings betone ich immer wieder: Der große Hauptwert von Agilität kommt genau in diesen Momenten des „Wegwerfens“. Wenn alles, was ich entwickle, vom Benutzer akzeptiert wird und kein konstruktives Feedback erzeugt, wenn ich stets zur Perfektion weiß, was zum Erfolg führt, ist mein Produkt vielleicht nicht so komplex, dass es Agilität benötigt. Im Umkehrschluss ist es dann aber auch nicht innovativ.
Agere (lat.) – Etwas tun, in Bewegung setzen
Gerade diese letzte Wortherkunft hat auch Oliver Emmler begeistert. Man muss nicht alles ewig überdenken, sondern einfach mal machen. Ich selbst setze den Scrum Guide immer gern unter das Motto „Easy to Learn, …“ Und die letzte Iteration der Überarbeitung, welche den Scrum Guide nochmals von 17 auf 10 Seiten gekürzt hat, gibt hier recht. Einfach mal gemeinsam anfangen und auf dem Weg lernen macht am meisten Spaß und erzeugt die erfolgreichsten Produkte.
Man sieht also, wenn man den Wortstamm betrachtet, dass agil ein bisschen von allem ist. Dennoch fußen all diese Ansätze und Gedanken dem Manifest für Agile Softwareentwicklung und sind daher für mich legitim.
Nutzt du die eine dieser Definitionen? Oder wie sieht deine 30 Sekundenerklärung für die Frage „Was ist eigentlich diese ‚Agilität‘?“ aus?
Schreib es mir doch gern mal unter veit.richter@emendare.de oder hier in den Kommentaren.