Grundgedanken zum Agilen Coaching – Drei Coachingvorannahmen
Ich werde regelmässig gefragt „Was machst du denn eigentlich als Agile Coach so…?“ (Gefühlt denkt jeder an einen Tennis-, Fussball oder Basketballcoach, der ich nun wirklich nicht bin!)
In diesem Artikel will ich fundamentale Gedanken zum Einzelcoaching, also Coaching mit einem persönlichen Gespräch zwischen dem Coachingnehmenden und mir, erklären. Diese Einzelgespräch unterstützen meiner Wirkung als Agile Coach beim und für das Kundenteam.
Ein sicherlich eher ungewöhnlicher Einstieg ist ein Buchzitat:
„Wer fragt führt!“ (Götz W. Werner)
Durch einfache Fragen kann ich im Coachinggespräche neue Perspektiven öffnen, andere Blickwinkel zeigen und somit dem Klienten helfen neue Handlungsoptionen zu finden. Meist sind die Klienten mit einer neuen Sicht auf die alten Fragestellungen zufrieden. Nicht selten spüre ich nach einem 45-minütigen Gespräch schon tiefe Dankbarkeit für die neuen Gedanken zur vorhandenen Situation.
Direktes Kundenfeedback:
„… sehr gute Verbesserung im Denken, Fokus auf Handeln steht wieder. Grübeln ja, aber weniger dominant, und es wird bewusst bzw. Kann aktiv abgeschaltet werden. Situation natürlich nicht grundlegend verbessert, aber in Arbeit.“
„Nun sitze ich hier und möchte Dir nochmal für das gestrige Telefonat danken und auch dafür, dass Du mir geholfen hast, meine Perspektive auf die erwähnten Themen zu verändern.“
Jetzt würde sich aber noch nichts im Leben ändern. Coaching kann also nur „neue Perspektiven aufzeigen“?
Richard Bandler, der Begründer der Neurolinguistischen Programmierung (kurz: NLP) hat für die Arbeit mit Menschen mehrere (die Zahl variiert zwischen acht und zwölf) Grundannahmen formuliert. Eine davon lautet:
„Die Mittel, die ein Individuum benötigt, um angestrebte Veränderungen zu erreichen, sind bereits im Individuum vorhanden.“
Als Coach und Mensch bin ich fest im Vertrauen und Zutrauen, daß mein Gesprächteilnehmer alles hat, was für die Veränderung der Zukunft benötigt wird.
Durch viele Coachinggespräche, Gruppenmoderationen und meine eigenen Erfahrungswerte glaube ich sagen zu können, dass der schlimmste Feind der innere Zweifler im Menschen ist. Da ich als Coach die Stimmen im Kopf meines Coachingnehmenden nicht höre, bin ich frei mit meinen Fragen eine Situation zu schaffen, in der Veränderung möglich wird. Hierbei ist es wichtig, daß ich nicht den Weg bestimme, sondern den Weg, für den sich der Klient entscheidet, ebne. D.h. oft wissen die Klienten nicht wohin sie wollen und als Coach helfe ich dabei jeden Weg mal kurz zu prüfen, Handlungsoptionen zu finden und dann auch einen Weg festzulegen.
Der aktive Part bleibt immer beim Klienten. Sowohl in der Entscheidungs- als auch in der Umsetzungsphase. Denn der Klient bringt alles mit, was gebraucht wird. Erfahrungen, Talente, Selbstzweifel, Motivation, Begeisterung und Können! Nicht selten verlieren wir diese Dinge für uns selbst ein wenig aus dem Blick was zu Hilflosigkeit und Veränderungsstopp führen könnte. Genau hier hilft der Coach durch Fragen! An dieser Stelle geht mir das folgende Zitat von Nancy Kline nicht aus dem Sinn: „Coaches müssen sich klar werden, dass die brillante Person der Klient ist. Es ist die Aufgabe des Coaches dem Klienten bei der Entdeckung dessen zu helfen!“
Sehr oft werden die Klienten sensibler und aufmerksamer für den Inneren Dialog und die Fallstricke, die sie sich selbst erdacht hatten. Es macht mir als Coach eine Riesenfreude, wenn die Aufmerksamkeit des Klienten für sich selbst steigt. Jetzt ist wahrnehmbar was vorher verborgen schien, jetzt kann bewusst entschieden und agiert werden. Letztlich geht es darum dem Klienten seine eigene Leistungs- und Handlungsfähigkeit aufzuzeigen. Denn ohne die gibt es sicher keine Veränderung.
Selbst wenn ich als Coach wollte… ich kann dem Klienten nicht in seiner Situation helfen. Nur der Klient selbst kennt die eigene Realität, nur der Klient kann Einfluss auf die eigene Realität nehmen.
Ein weiterer Satz der im NLP Kontext eine große Rolle spielt ist:
„Jeder Mensch handelt nach seiner besten Option.“
Daraus folgt, dass es meine Aufgabe als Coach ist, neue Optionen durch den Klienten erschaffen zu lassen. Dann kann der Klient neu bewerten ob die neuen Handlungsoptionen attraktiver sind als der aktuelle Stillstand oder das aktuelle Vorgehen.
Was habe ich als Coach für eine Leistung erbracht?
– Ich habe beim Reflektieren der Ist-Situation geholfen.
– Ich habe beim Finden von bereits vorhandenen Ressourcen, Talenten und Möglichkeiten unterstützt.
– Ich habe durch Fragen, Beobachtungen und Rückmeldung eine neue Perspektive für die Zukunft geschaffen.
– Ich habe zugehört.
– Der Klient hat sich neue Entwicklungsräume geschaffen und vielleicht habe ich als Coach hierbei mit Energie, Zuversicht und Glaube an die Zukunft mitgeholfen. (Positiv wirkt! ;-) )
Ganz egal was die aktuelle Herausforderung auch sein mag, in den meisten Fällen ist schon nach einem einstündigen Gespräch ein Anfang gemacht. Somit dauert eine einzelne Coaching-Beziehung insgesamt auch nicht lange. Allerdings kommen einige Klienten immer wieder mit neuen Fragen zurück ;-)
Die Arbeit in einem Team als Agile Coach hat besondere Herausforderungen und besondere Chancen. Doch auch dort ist eines der wichtigsten Werkzeuge das Einzelcoaching. Das gibt einen weiteren Artikel ;-)
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